Die Geschichte der Jazzmusik

Geschichte der Jazzmusik Geschichte der Jazzmusik

Die Musikrichtung des Jazz entwickelte sich ursprünglich in den USA, aber heute ist Jazz auf der ganzen Welt verbreitet und geliebt. Vor allem bei uns in Europa hat sich eine eigene, sehr lebendige Szene voller Jazz Festivals gebildet. Der Musikstil entwickelte sich im Laufe der Zeit und war, ist und bleibt ein Zeuge kultureller Veränderungen und damit ein Spiegel der Menschen, die sich durch ihre Leidenschaft für die Musik vereinen. Werfen Sie mit uns einen Blick auf die bewegte Geschichte dieser Musik.

Aus dem tiefen Süden

Was genau ist eigentlich Jazz? Viele Leute, die sich mit Musiktheorie nicht so auskennen, denken bei Jazz an mitreißende Rhythmen und viel Improvisation, an mit Herzblut gespielte Klänge, die zum Tanzen und zum Herauslassen aller Emotionen einladen. Ja, so ungefähr könnte man Jazz beschreiben, aber vielleicht gilt das gleiche auf für Rockmusik? Fakt ist, dass sich Jazz ein bisschen so anhört wie Marschmusik mit afrikanischen Einflüssen. Und damit ist man vielleicht sogar ziemlich auf dem richtigen Dampfer, denn diese afrikanisch anmutenden Stilelemente deuten stark auf die Wurzeln des Jazz hin: im tiefen Süden der USA, in der schwarzen Gemeinschaft der Afro-Amerikaner, die damals und leider auch heute noch gegen ihre Unterdrückung und Diskriminierung ankämpfen.

Blues, Gospel, Ragtime und Marschmusik

In der Zeit, als die Afro-Amerikaner noch versklavt waren, durch den Bürgerkrieg hindurch und auch in der Zeit danach: immer spielte die Musik eine wichtige Rolle, war eine Art des Selbstausdrucks von Gefühlen, ein Mittel zum Protest, eine Verbindung mit der Gemeinschaft, die den Zusammenhalt stärkte und die harten Zeiten etwas einfacher machte. Musikstile aus dieser Zeit sind Blues, Gospel und auch Ragtime – das ist ein an europäische Volksmusik angelehnter Stil mit den typischen Banjo Einflüssen des US-amerikanischen Südens.

Aus diesen Musikrichtungen und einer rohen Form von Marschmusik entwickelte sich langsam der Jazz. So richtig Schwung und Gestalt nahm diese neue Art von Musik jedoch erst um 1900 herum an. Zentrum der Entwicklung war die Stadt New Orleans, in der bis heute die Musik und Geschichte der Afro-Amerikaner einen großen Einfluss auf die örtliche Kultur hat.

Von New Orleans nach Chicago

Storyville hieß der legendäre Stadtteil von New Orleans, in dem sich die Kneipen befanden und wo sich die Leute zum Feiern und Vergnügen hinbegaben. Hier sollen sich die frühen Formen des Jazz entwickelt haben, aber dieser Prozess wurde leider jäh unterbrochen, als der Bezirk von Storyville vom Militär dicht gemacht wurde. Viele Jazzmusiker wanderten daher nach Chicago aus. Warum genau Chicago, das weiß heute niemand mehr – genauso wie es ungeklärt ist, woher das Wort Jazz eigentlich kommt. Allerdings ging die Entwicklung der Musikrichtung in Chicago lebhaft weiter, und erste Jazz Legenden wie Louis Armstrong und Joe King Oliver schrieben Jazz Geschichte in den 1920er Jahren. Die Musikrichtung wurde beliebter und breitete sich aus, und verschiedene Untergenres entwickelten sich, wie zum Beispiel der Chicago Jazz und der New Orleans Jazz, aber auch der Dixieland Jazz, der vornehmlich von weißen Musikern gespielt wurde.

Swingtanz und Scat-Gesang

Später wuchs das Interesse am Tanzen und es entwickelten sich Swing und ähnliche Jazzrichtungen, zu denen sich parallele Tanzstile aufbauten. Weitere Jazz Arten sind zum Beispiel Bebop und Cool Jazz, und weil die Improvisation eine solch große Rolle spielt, gab es viel Freiraum für jeden einzelnen Künstler, dem Jazz seinen oder ihren individuellen Fingerabdruck aufzubrennen. Die berühmtesten Jazzmusiker aus jener Zeit sind jedoch nicht nur Musiker, sondern auch Sänger wie zum Beispiel Ella Fitzgerald. Ihr Scat Gesang passte zum Jazz wie ein neues, extra erfundenes Instrument. Etwa um diese Zeit, in den späten 20er und 30er Jahren, hielt der Jazz auch Einzug in Europa.

Weltweite Verbreitung und Weiterentwicklung

In Frankfurt am Konservatorium gab es schon 1928 die erste Jazz Klasse. Von da an gab es kein Halten mehr: Swing, Lindy Hop Tanz, Big Bands und Django Reinhardt – Europa entwickelte seine eigene Kultur rund um die Jazz Musik. Ab den 60er Jahren sprach man dann von der Zeit des Free Jazz, da sich die Musiker bei ihren ausgedehnten, improvisierten Soli immer mehr von den traditionellen Jazz Harmonien lösten und andere Elemente mit ins Spiel brachten. Seitdem haben sich noch sie viele andere Arten und Unterarten des Jazz entwickelt, dass man fast schon sagen kann, die Sache ist etwas ausgeufert und das Erbe des Jazz ist heute überall zu finden. Einige dieser weiteren Stile sind zum Beispiel

  • Pop Jazz
  • Acid Jazz
  • Modern Jazz
  • Smooth Jazz
  • Neobop
  • Modern Creative
  • Ethno Jazz
  • Hip Hop und Rap Jazz
  • Avantgarde Jazz
  • Nu Jazz

Heute ist Jazz überall

Spätestens seit den 1980er Jahren ist es also gar nicht mehr so einfach, den Jazz genau zu klassifizieren, da dieser Musikstil so viel Einfluss auf so viele andere Stile gehabt hat und sich ständig neue Abwandlungen bilden, die alle Elemente des ursprünglichen Jazz enthalten. Die Grenzen zwischen dem Jazz und anderer Musik wird daher immer verschwommener, was jedoch auch unglaublich viel Raum für Vielfalt und freie kreative Entfaltung gibt – genau die Dinge, die der Jazz schon seit jeher symbolisiert hat.